Moskau (5’58)
Komm doch heim (4’16)
Samurai (4’44)
Rockin' Son of Dschinghis Khan (4’16)
Pass auf, der Drache kommt* (3’40)
Dschinghis Khan (3’00)
Israel, Israel (5’38)
China Boy** (3’54)
Sahara (3’00)
Puszta ** (3’15)
Der Verräter (5’35)
Alle Titel von Ralph Siegel/Bernd Meinunger, außer
*Steve Bender/Bernd Meinunger
**Norbert Daum/Werner Schüler
***Leslie Mandoki/Bernd Meinunger
Russische Lizenzpressung 1995
Rom (5’50)
Madagaskar* (4’35)
Kaspar Hauser** (4’44)
Mann und Frau (4’13)
Käpt'n Nemo*** (5’25)
Die Fremden (5’05)
Sierra Nevada (4’44)
Machu Picchu (7’08)
Kon Tiki (3’51)
Tiger, Tiger (4’44)
+ Bonus Tracks:
Moskau (Single Version)
Hadschi Halef Omar
Der Verräter
Dschinghis Khan
Alle Titel von Ralph Siegel/Bernd Meinunger, außer
*Hanne Haller/Bernd Meinunger
**Wolfgang Heichel/Bernd Meinunger
***Ralph Siegel/Steve Bender/Leslie Mandoki
Russische Lizenzpressung 1995
Wir sitzen alle im selben Boot (4’03)
Pistolero (4’17)
Windjammer (3’58)
Die Fremdenlegion (Armee der Verlorenen Seelen) (4’40)
Michael (4’18)
Loreley (4’10)
What shall we do with the drunken Sailor (3’54)
Goodbye, Hawaii* (4’43)
Aladin** (3’25)
We Love You*** (2’40
Alle Titel von Ralph Siegel/Bernd Meinunger,
außer
*Wolfgang Heichel/ Bernd Meinunger
**Leslie Mandoki/Bernd Meinunger
***Wolfgang Heichel
"Michael" und "What shall we do" (Trad., bearbeitet von Norbert Daum)
Russische Lizenzpressung 1995
Der Dudelmoser (3’43)
Rocky Marciano (3’18)
Ivanhoe (3’42)
Pablo Picasso (3’24
Billy the Kid (4’04)
James Bond* (3’35)
Klabautermann (4’12)
Robinson (3’39)
Mata Hari** (4’00)
Rübezahl (2’44)
Tut Ench Amun (3’43)
Helden und Schurken*** (3’20)
Alle Titel von Ralph Siegel/Bernd Meinunger,
außer
*Wolfgang Heichel/ Jürgen Gronholz
**Ralph Siegel/Kurt Hertha
***Leslie Mandoki/Werner Schüler
Russische Lizenzpressung 1995
Temudschin* (3’18)
Brennende Taiga* (3’36)
In der Mongolei* (3’57)
Rote Sonne über Kasachstan* (3’30)
Die Gold'ne Horde Dschinghis Khans* (3’51)
Doswidanje** (3’00)
Der Teufel kann warten* (3’08)
Wie Feuer im Wind** (4’06)
Dschinghis Khan*** (3’03)
Moskau*** (3’40)
Samurai*** (4’34)
Hadschi Halef Omar*** (3’48)
Rocking Son of Dschinghis Khan*** (4’18)
China Boy**** (4’02)
Moskau (Long Version)*** (5’00)
Musik / Text:
* Alfons Weindorf / Bernd Meinunger
** Hermann Weindorf / Bernd Meinunger
*** Ralph Siegel / Bernd Meinunger
**** Norbert Daum / Werner Schüler
Rezension:
Das Comeback-Album 2007 spaltete die Fans. Treue Hardcore-Fans von früher kritisierten die musikalische Orientierung in Richtung Schlager und teilweise sogar Volksmusik, aber auch das einseitig russisch gefärbte Grundthema der neuen Titel.
Andererseits fand die Scheibe auch enormen Zuspruch sowohl bei alten wie bei neuen, jungen Fans. Die erste (Radio-)Single "Temudschin" schaffte auf Anhieb den Einstieg in die Charts, und auch unter den übrigen neuen Titeln waren durchaus Songs mit dem Zeug, ein Publikum zum Toben zu bringen, wie z.B. "Die Gold'ne Horde Dschinghis Khans". Die balladesken Songs "Doswidanje" und "Wie Feuer im Wind" (dem Andenken die verstorbenen Steve Bender und Louis Potgieter gewidmet) dagegen wurden von vielen Fans als zu sehr auf die Tränendrüse drückend empfunden.
Die Neuaufnahmen der Klassiker riefen ebenfalls ein geteiltes Echo hervor. Durchaus gelungenen Überarbeitungen ("China Boy", "Rocking Son") standen
schwächere wie z.B. "Moskau" oder "Dschinghis Khan" gegenüber. In der Summe schaffte es "7 Leben" nicht, ausreichend alte und neue Fans zu mobilisieren, um dem Comeback-Versuch zum Erfolg zu
verhelfen.
Persönliches Fazit (Stand 2020):
Im Rückblick war die Scheibe gar nicht so schlecht. Sie hatte das Pech, zwischen zwei Stühlen zu landen: Auf der einen Seite stand der anerkennenswerte Versuch, etwas mehr Druck und Bass in die
Aufnahmen zu bekommen, um damit ein jüngeres Publikum anzusprechen. Auf der anderen Seite war aber nicht zu verkennen, dass nach Ansicht von Produzenten und Songwritern das Zielpublikum eher
gesetzteren Alters sein sollte. Trotzdem ist "7 Leben" in der Gesamt(rück-)schau sehr gut anhörbar.
Die Straßen von Paris (4’36) *
Moskau (4’27) ***
Afrika (3’24) *
Istanbul (3’40) *
Dschinghis Khan (3’17) ***
Hadschi Halef Omar (3’49) ***
Madame Butterfly (3’35) **
Rocking Son of Dschinghis Khan (4’21) ***
Jerusalem (3’33) **
Doswidanje (2’59) ****
Die Straßen von Paris (Ext. Version) (7’06)*
Produziert von Luis Rodriguez und Philippe Escano (Team 33)
Musik und Text:
* Luis Rodriguez / Philippe Escano
** Claes Andreasson / Mikael Erlandsson
*** Ralph Siegel / Bernd Meinunger
**** Hermann Weindorf / Bernd Meinunger
Rezension:
Nachdem beide "Dschinghis Khan"-Formationen aufgrund des Reinfalls der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM
2018 in Russland mit ihren jeweiligen Fußball-Songs nicht gerade erfolgreich gewesen waren und auch das "Jubiläumsjahr" 2019 - abgesehen von der neuen Single "Die Straßen von Paris" von Wolfgangs
DK - weitgehend ereignislos verlief, war eigentlich kaum noch mit neuem Material von Dschinghis Khan zu rechnen.
Doch ausgerechnet im für Künstler so verkorksten Corona-Jahr 2020 veröffentlichte die DK-Formation um Wolfgang Heichel und Stefan Track zunächst eine - sehr gelungene, wie ich finde - Neuaufnahme
von "Dschinghis Khan" (inkl. grandiosem Video!) und anschließend die Single "Istanbul", gefolgt vom ersten Album seit 2007: "Here We Go".
Der neue Long Player, der zunächst nur in Russland als Download erhältlich war, bietet auf knapp 45 Minuten Spielzeit 5 neue Songs und 5 überarbeitete Klassiker (wenn man "Doswidanje" von 2007 als Klassiker bezeichnen kann), plus eine extended Version von "Die Straßen von Paris". Zwei der neuen Songs, "Madame Butterfly" und "Jerusalem" sind auf englisch, die anderen auf deutsch gesungen.
Nahezu alle Songs sind sehr gut tanzbar, der Sound lehnt sich etwas an "Rocking Son", die frühere Cover-Band von Stefan Track an, hat aber insgesamt mehr Power. Gut, dass der eher schlager-/volksmusik-lastige "7 Leben"-Klang nicht weiterverfolgt wurde. Den Texten merkt man natürlich an, dass hier nicht Dr. Bernd Meinunger am Werk war, aber das stört nicht wirklich.
Waren die damaligen Überarbeitungen der Klassiker auf "7 Leben" nur teilweise gelungen, kommen auf "Here We Go" die alten Perlen noch einmal zu neuem Glanz. Sogar das durch dutzende von Cover-Versionen nahezu zu Tode genudelte "Dschinghis Khan" wird deutlich aufgemotzt wieder sehr gut anhörbar. Aber auch die anderen Klassiker, "Moskau", "Hadschi" und "Rocking Son" haben eine neue, moderne Note bekommen. Mit "Doswidanje" konnte ich mich schon auf "7 Leben" nicht anfreunden; die aktuelle Version ist zwar deutlich besser, aber immer noch ein bisschen dick aufgetragen. Vielleicht könnte man davon ja mal eine russische Version aufnehmen, mit ein bisschen Balalaika? Trotzdem: Im Ganzen finde ich die Überarbeitungen gut gelungen.
Interessanter als die Oldies ist aber natürlich die Frage des neuen Song-Materials. Die beiden vorab veröffentlichten Singles "Die Straßen von Paris" und "Istanbul" hatten ja schon gezeigt, dass der "alte" Sound aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein deutliches Update erfahren hat. Aber mal ehrlich: ein Versuch, die Siebziger 1:1 aufleben zu lassen, hätte heute wahrscheinlich auch niemand hinter dem Ofen hervor gelockt. Beide Songs klingen neu, frisch und haben definitiv Ohrwurm-Charakter.
Dazu kommen nun zwei englischsprachige Titel, "Madame Butterfly" und "Jerusalem", sowie mit "Afrika" ein weiterer deutschsprachiger. Der ungewöhnlichste Song auf dem Album ist für mich "Madame Butterfly", weil ich hier so gar keine Verbindung zum klassischen Dschinghis Khan-Sound herstellen kann. Der Song klingt für mich stellenweise eher nach einer Mischung aus Modern Talking und James Bond-Titelsong; gewöhnungsbedürftig, gewinnt aber deutlich mit mehrmaligem Anhören. "Jerusalem" hat richtig Power, ist sehr eingängig und lässt sich auch von einem des Deutschen nicht so mächtigen Publikum gut mitsingen. Mein persönlicher Geheimtipp ist aber "Afrika". Der Song erinnert mich irgendwie ein bisschen an Boney M und die Goombay Dance Band und hätte meiner Meinung nach auch gut auf das 1980er-Album "Rom" gepasst. Nach ein paar Mal anhören bekommt man den Song nicht mehr aus dem Kopf.
Auf der (physischen) CD wird dann voraussichtlich noch der neue, ebenfalls englischsprachige Song "Thank God It's Friday" enthalten sein.
Fazit:
Es hat sich gelohnt, auf die neue Scheibe zu warten. Die Zusammenarbeit von Wolfgang Heichel und Stefan Track mit dem Produzenten-Team Luis Rodriguez/Philippe Escano scheint gut zu funktionieren. Es hätte noch der eine oder andere neue Titel mehr sein dürfen - z.B. das bisher noch unveröffentlichte "Thank God It's Friday" - aber wir wollen mal nicht zu gierig sein. Ich würde sagen, "Here We Go" legt den Grundstein für weitere interessante Veröffentlichungen dieser "Dschinghis Khan"-Formation.
Jupiter Records / TELAMO
Rezension 1 (Jo):
Vorab ein paar Anmerkungen:
Zunächst einmal ist die Bezeichnung „Best of 45 Jahre“ etwas irreführend. Die Gruppe Dschinghis Khan wurde von Ralph Siegel bekanntlich Anfang 1979 zusammengestellt und erblickte bei der deutschen ESC-Ausscheidung am 17.03.1979 das Licht der Welt. Dann kamen die aktiven Jahre, die - inklusive des kurzen Intermezzos mit der „Dschinghis Khan Family“ - bis etwa 1988 andauerten. Danach existierte die Band erstmal 17 Jahre nur auf dem Papier bis zum grandiosen Comeback-Konzert in Moskau im Jahre 2005. 45 Jahre? Aber wer wird denn so spitzfindig sein…
Der Bandname an sich. Von den ursprünglichen Original-Mitgliedern ist bekanntlich niemand mehr dabei, es handelt sich um einen kompletten Neustart mit sechs neuen Charakteren und Stimmen. Mir ist natürlich klar, dass es marketingtechnisch idiotisch wäre, das Erbe von Dschinghis Khan fortführen zu wollen und dann einen anderen Namen zu verwenden. Dennoch bleibt ein unangenehmes Gefühl, ein „G’schmäckle“, wie wir in Süddeutschland sagen. Es ist und bleibt eine komplett andere Gruppe. Daran kann man nun weiter herumdiskutieren; es bringt aber nichts. Freuen wir uns also lieber, dass da wieder eine Horde bunt gekleideter, wilder Typen auf den Bühnen steht und sowohl die alten Hits an eine neue Generation von Fans weitergeben kann als auch mit neuen Titeln - die teilweise ja sogar aus der Feder von Ralph Siegel und Bernd Meinunger stammen - den Gesamtkatalog einer der interessantesten Gruppen Deutschlands erweitern.
Und die letzte Vorbemerkung: „45 Jahre“ wird in zwei Versionen veröffentlicht. Erstens als Doppel-CD, die alles neue und neu aufgenommene Material enthält und zweitens in einer 4CD-Box, die darüber hinaus noch einen großen Teil der alten Songs aus der klassischen Zeit (und auch Titel von „7 Leben“ aus dem Jahr 2007) umfasst. Allerdings wurde es erneut versäumt, mit „Rund um die Welt“ eine bei den Fans sehr beliebte Perle aus dem Jahr 1985 endlich auf CD zu pressen. Und warum „Corrida“, das damals nahezu revolutionäre Musical aus dem Jahr 1983 nicht endlich als Gesamtwerk erscheint, bleibt auch ein Rätsel. Auch auf „45 Jahre“ sind wieder neun der Songs des Albums vertreten. Wie gesagt - ein Rätsel…
Da die Klassiker ja allgemein bekannt sind, muss man sich nicht noch mal drüber auslassen. Ich beschränke mich daher auf erste CD der Doppel-CD-Version. Die vollständige Titel-Übersicht aller vier CDs ist unter "Aktuelles" zu finden.
Die Trackliste:
CD 1:
1. Dschinghis Khan (Version 2024)
2. Moskau (Version 2024)
3. Hadschi Halef Omar (Version 2024)
4. Loreley (Version 2024)
5. Helena (neuer Song)
6. Rom (Version 2024)
7. Klabautermann (Version 2024)
8. Pistolero (Version 2024)
9. Halloween (neuer Song)
10. Komm doch heim (Version 2024)
11. Männer sind Piraten (neuer Song)
12. Samurai (Version 2024)
13. Unter der Sonne sind wir alle gleich (neuer Song)
14. Rocking Son Of Dschinghis Khan (Version 2024)
15. Moskau (Marc Kiss Remix)
16. Dschinghis Khan (Stereoact Remix)
CD 2:
1. Mexico
2. Machu Picchu
3. Himalaya
4. Tut Ench Amun
5. Wir sitzen alle im selben Boot
6. Olé Olé
7. Mata Hari
8. Sahara
9. Der Verräter
10. Moskau
11. Rocking Son Of Dschinghis Khan
12. Pistolero
13. Loreley
14. Klabautermann
15. Rom
16. Samurai
17. Hadschi Halef Omar
18. Dschinghis Khan
CD 1 enthält zehn teilweise überarbeitete und von der neuen Besetzung neu aufgenommene „Klassiker“: „Dschinghis Khan“, „Moskau“, „Hadschi Halef Omar“, „Loreley“, „Rom“, „Klabautermann“, „Pistolero“, „Komm doch heim“, „Samurai“ und „Rocking Son of Dschinghis Khan“. Darüber hinaus gibt es jeweils einen Remix von „Dschinghis Khan“ und „Moskau“. Highlight von „45 Jahre“ sind aber vier neue Songs („Helena“, „Männer sind Piraten“, „Unter der Sonne sind wir alle gleich“ und„Halloween“), von denen die ersten drei aus der Feder von Ralph Siegel bzw. Ralph Siegel und Bernd Meinunger stammen: .
CD 2 enthält klassische DK-Songs, die von der Ursprungs-Formation Wolfgang Heichel, Steve Bender, Edina Pop, Henriette Heichel (Strobel), Leslie Mandoki und Louis Hendrik Potgieter in den Jahren 1979 bis 1985 eingesungen wurden. Eine Besetzung, die in den Herzen der Fans weiterlebt, auf der aktuellen Veröffentlichung allerdings mit keinem Ton (oder Bild) erwähnt wird. Traurig.
Auf dieser zweiten CD 2 finden sich neben den beiden letzten damals veröffentlichten Singles „Himalaya“ (1983) und „Mexico“ (1985) einige Fan-Favoriten wie das epische „Machu Picchu“ und das Mini-Musical „Der Verräter“, ergänzend dazu die Original-Aufnahmen zu den neu eingespielten Versionen von CD 1. Allerdings fehlt hier aus irgendeinem Grund die Original-Version des Edina Pop-Highlights „Komm doch heim“. Auf CD 1 fehlt hier im Booklet auch schon der Hinweis, dass es sich um eine Neuaufnahme handelt.
Kann sein, dass einige sich jetzt beklagen, dass die neu aufgenommenen Lieder einfach die alten Playbacks sind mit den
Stimmen der "neuen" Khane. Aber es ist noch nicht lange her, da haben wir Fans uns beschwert, dass Edina, Henriette und die jungen Khane ihre Auftritte zum Playback mit Wolfgangs Stimme
absolvierten. Diese Klage dürfte jetzt aus der Welt sein. Die neuen Dschinghis Khan haben mit den Neuaufnahmen bewiesen, dass sie singen können.
Ein paar kurze Worte zu den neuen bzw. neu aufgenommenen Songs.
„Dschinghis Khan“ beginnt mit einer kräftigen Bass Drum unter dem Intro, der dann einsetzende Gesang der „Neuen“ wirkt zunächst ungewohnt. Nach kurzer Zeit hat sich das Ohr allerdings daran gewöhnt, der Song entwickelt sich schwungvoll und verführt genauso zum Mitsingen wie das Original von 1979.
„Moskau“ startet mit einem gepfiffenen Intro à la „Wind of Change“ und entwickelt sich dann weitgehend zu der Version, die 2018 bereits anlässlich der Fußball-WM mit Jay Khan aufgenommen wurde. Textlich wurden gegenüber dem Original ein paar Sachen angepasst: So wurden die politisch umstrittenen „Kosaken“ getilgt, ebenso der tiefe, hauptsächlich auf der Stimme von Wolfgang Heichel basierende Teil („Wodka trinkt man pur und kalt…“). Der Song gewinnt meiner Ansicht nach nichts dadurch. Insgesamt überzeugt mich diese Version nicht völlig.
„Hadschi Halef Omar“: Die aktuelle Version unterscheidet sich nicht grundlegend von den Versionen auf „7 Leben“ oder „Here We Go“. Ein bisschen mehr Bass und Klangvolumen gegenüber dem Original, ansonsten musikalisch nicht allzu sehr verändert. Auch hier musste man die prägende tiefe Stimme von Wolfgang ersetzen, hat das aber durch die jetzt zur Verfügung stehende stimmliche Vielfalt der Akteure ganz gut hinbekommen. Das Original gefällt mir persönlich aber noch ein bisschen besser.
„Loreley“ wirkt aufs erste Anhören sehr ähnlich wie das Original. Sowohl die Stimmen von Angelika und Selina als auch die der Männer klingen hier zusammen stark nach der Original-Version. Allerdings bewirkt die neue Bass-Spur, dass der Song nicht mehr gar so arg nach Volkslied klingt. Auch das Chor-Outro wurde gekappt und fehlt mir auch nicht. Ich finde die neue „Loreley“ überraschend gut.
„Helena“, der erste neue Titel, setzt auch schon ein erstes Ausrufezeichen. Fängt schwungvoll an und bietet gleich zu Beginn kleine gerappte Parts von Marco (aka Batou Khan) und Selina (Zuri Khan), die im Video die Rolle der schönen Helena spielt. Der Song steigert sich bis zum furiosen Finale und bietet allen neuen Khanen Gelegenheit zu glänzen. Klingt musikalisch kaum noch nach den Ur-Khanen und dem Stil der späten Siebziger/ frühen Achtziger-Jahren, ist aber auf jeden Fall sehr ohrwurmverdächtig. Inhaltlich schlägt "Helena" von den neuen Titeln am ehesten die Brücke zur Anfangszeit von Dschinghis Khan, als die Gruppe (bzw. das Autorengespann) es schaffte, mich und viele andere Fans immer wieder für historische Themen zu interessieren. Und mal ehrlich - welcher Pop-Song schafft es, ein monumentales Epos wie Homers "Ilias" und den Trojanischen Krieg in guten drei Minuten zusammenzufassen? Das hier könnte eine Idee sein, wie „Dschinghis Khan“ in den 2020ern klingen könnten.
Zu „Rom“ gibt es nicht viel zu sagen. „Rom“ war mit beinahe sechs Minuten Länge anno 1980 eine äußerst gewagte Single-Auskoppelung aus dem gleichnamigen Album. Und Ralph Siegel hat damals wirklich Geld in die Produktion gesteckt! Kein Wunder, dass der Backing-Track mit seinen Streichern und Chören nahezu völlig unverändert geblieben ist. Nur die Stimmen der neuen Khane machen das Werk zu einem neuen Hör-Erlebnis. Ähnlich wie bei „Hadschi Halef Omar“ ist der Song gut, aber nicht ganz so gut wie das Original.
Der „Klabautermann“ kann seine Herkunft und seine Verwandtschaft zur damaligen „Neuen Deutschen Welle“ (NDW) nicht verleugnen. Ich finde, hier geben die neuen Stimmen dem Song wirklich eine eigene Note und machen ihn, zusammen mit dem leicht aufgepeppten Synthie-Sound aus den Achtzigern, sehr hörenswert. Steht dem Original in Nichts nach.
Ganz im Gegensatz dazu tue ich mich bei „Pistolero“ einigermaßen schwer, überhaupt einen nennenswerten Unterschied zum Original festzustellen. Für mich die am wenigsten überzeugende Neu-Interpretation. Ich muss aber zugeben, dass ich schon damals die erste Single nach dem Ausstieg von Steve Bender nicht besonders toll fand.
„Halloween“: Der zweite neue Titel, diesmal nicht vom Gespann Siegel/ Meinunger, sondern von Tobias Reitz (Text) und Wolfgang Herrmann (Musik). Der Song ist fetzig und ungeachtet des "gruseligen" Themas hörbar mit einem Augenzwinkern aufgenommen, sehr eingängig, tanzbar und gut zum Mitsingen geeignet. Geht mir schon nach ein paarmal Anhören nicht mehr aus dem Ohr.
„Komm doch heim“: Sehr mutig, sich an die große Ballade heranzuwagen, die von Edina Pop auf dem ersten Album von 1979 so unvergleichlich dargeboten wurde! Auch hier wurde der Backing Track unverändert gelassen; der Männer-Part („Er ist ein Reiter, ein Reiter, ein Reiter…“) klingt auch nahezu wie früher. Die neue weibliche Solostimme (Eltuya aka Angelika Erlacher) klingt natürlich zunächst ungewohnt, macht aber ihren Job wirklich sehr gut. Hut ab! Ich hatte befürchtet, dass ich die Neuaufnahme hassen würde; dem ist aber überhaupt nicht so.
„Männer sind Piraten“: Wieder ein neues Siegel/Meinunger-Werk. Sozusagen der „Disco“-Song auf „45 Jahre“, mit treibendem Beat und Anklängen an die große Zeit der „Munich Disco“ der Siebziger-Jahre. Am besten laut anhören! Inhaltlich ist das für mich „Mann und Frau“ Version 2.0. Es geht, wie im Klassiker aus der LP „Rom“ von 1980 um das Mit- und Gegeneinander der Geschlechter. Witzig und fetzig umgesetzt. Für mich nach den ersten paar Mal Anhören überraschenderweise eines der absoluten Highlights auf „45 Jahre“. Eine Single-Auskoppelung?
„Samurai“ ist natürlich wieder ein absoluter Klassiker aus der ersten LP, der bislang von jeder Reinkarnation der Gruppe Dschinghis Khan neu eingespielt und live aufgeführt wurde. Hält sich sehr nah ans Original, auch stimmlich sehr ähnlich. Klingt aber trotzdem für mich irgendwie „dichter“ als frühere Interpretationen und hat mehr Power als das Original. Gefällt mir sehr gut!
„Unter der Sonne sind wir alle gleich“: Ebenfalls vom Gespann Siegel/Meinunger geschrieben, klingt der Song mit dem etwas sperrigen Titel teilweise nach Musical, teilweise nach Eurovision Song Contest. Was nicht weiter verwundert, weil das Lied bereits 2016 mit der Interpretin Laura Pinski in einer englischen Fassung („Under the Sun we are one“) in die deutsche Vorentscheidung zum ESC geschickt wurde und auch Bestandteil des Siegel-Musicals „‘N Bisschen Frieden“ ist. Also gewissermaßen ein „aufgewärmter“ Titel, aber ungeachtet dessen ein sehr guter Pop-Song. Ich bin nicht völlig überzeugt, ob ich ihn so ganz als Dschinghis Khan-Song sehe. Hätte vielleicht eher ins Repertoire der kurzlebigen „Dschinghis Khan Family“ von 1986 gepasst. Aber obwohl er musikalisch aus dem DK-Rahmen fällt, gewinnt er doch bei mehrmaligem Anhören und bleibt ebenfalls im Ohr hängen.
Der „Rocking Son of Dschinghis Khan“ ist ebenfalls seit Anbeginn ein unverzichtbarer Bestandteil des DK-Repertoires. Und wurde auch wieder und wieder aufbereitet, mal mehr, mal weniger überzeugend. Zu dieser Version kann ich nur sagen: Ich find’s klasse! Die Neuauflage hat sich zu meinem Lieblings-Titel auf der CD entwickelt, je öfter ich ihn angehört habe. Die Stimmen der neuen Khane werden sehr gut eingesetzt. Durch die verschiedenen, Musical-geschulten Stimmen bekommt der Song fast einen ähnlich theatralen Touch wie damals der „Verräter“. Und dass der Schlagzeug-Part schon seit Längerem durch eine Breakdance-Einlage von Läm (aka „Yassa Khan“) untermalt wird, gehört inzwischen auch zur festen Live-Performance. Also, mir macht‘s wirklich Spaß, die Neuaufnahme anzuhören! Für mich dem Original mindestens ebenbürtig.
„Moskau“ (Marc Kiss Remix) und „Dschinghis Khan“ (Stereoact Remix): Ich bin normalerweise kein Fan von Remixen. Ich fand beide Überarbeitungen zu Beginn ehrlich gesagt bestenfalls überflüssig. Inzwischen habe ich mich „eingegroovt“ und kann beiden Titeln schon etwas abgewinnen. Sowohl Marc Kiss als auch Stereoact haben sich spürbar etwas gedacht bei ihren Remixen. Also doch: Daumen hoch! Ein Fall für jede Silvester-Party!
Alles in allem eine überzeugende Zusammenstellung. Wenn die Leute bei TELAMO und bei Siegelring, der Firma von Ralph und Laura Siegel, die hinter der Neuauflage von Dschinghis Khan steht, ein bisschen über ihren Schatten hätten springen können, was die Erwähnung der Original-Khane angeht, wäre ich noch begeisterter. Natürlich stammen die Songs von Ralph Siegel, und ohne ihn und seine Zusammenstellung der Gruppe anno 1979 hätte es den weltweiten Erfolg und die tollen Songs nie gegeben. Aber eingesungen wurden die Original-Lieder - auch auf dieser Best-Of - eben von sechs Leuten, ohne die der Erfolg ebenfalls nicht denkbar gewesen wäre. Sie jetzt überhaupt nicht mehr zu erwähnen (auch der Wikipedia-Eintrag der Gruppe wurde ja dahingehend „überarbeitet“) ist - gelinde gesagt - schwach.
Was die neuen Khane und ihre Akzeptanz beim Publikum angeht, muss man vielleicht noch etwas abwarten, aber es zeichnet
sich ab, dass der „Versuchsballon“ mit einigen neuen Titeln auf der aktuellen „Best Of“ ein Erfolg werden könnte. Und auch die internationalen Kommentare zum Neustart (z.B. auf Youtube) fallen
überwiegend positiv aus.
Um diesen Schwung zu nutzen und um nicht ständig den Vergleich mit den Original-Khanen zu provozieren, müsste jetzt eigentlich sobald es geht ein ganzer Long Player mit neuen, eigenen Songs, die
gerne auch weitere historische/ geografische Themen aufgreifen dürfen, auf den Markt kommen. Und wir wünschen uns natürlich Live- und TV-Auftritte! Schauen wir mal und drücken
die Daumen…
Rezension 2 (Daniel):
1979 startete die von Ralph Siegel gecastete Band „Dschinghis Khan“ seinen Siegeszug durch die deutschen und internationalen Charts und ein beachtlicher 4. Platz beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ konnte auch mich damals in jungen Jahren beeindrucken. Seitdem fühle ich mich der Band verbunden, quasi übernahm diese Multikulti-Truppe meine musikalische Früherziehung. Einige Jahrzehnte später war ich dann sogar hautnah dran und hatte engen Kontakt zu Steve Bender, der „Glatze“ von Dschinghis Khan, auf die er leider oft reduziert wurde, dabei war er eine der prägenden Stimmen auf den ersten beiden Alben.
2005 kam es zu einer ersten richtigen Reunion, die in Russland groß gefeiert wurde mit den Gründungsmitgliedern Henriette Heichel, Wolfgang Heichel, Edina Pop und eben Steve Bender. Tänzerische und gesangliche Unterstützung bekam die Truppe u.a. durch Stefan Track, der in der Folge unter verschiedenen Projektnamen ebenfalls eine „neue“ Dschinghis Khan-Formation ins Leben rief. Vermutlich begannen hier die Irritationen um die Band, die bis heute Bestand haben. So gab oder gibt es zeitweilig drei Formationen (Track, Heichel, Siegel) die sich als Dschinghis Khan ausgeben und auftreten. Seit geraumer Zeit hat nun „Erfinder“ Ralph Siegel wieder die Hand am Steuer und offenbar einige Siege vor Gericht gefeiert, denn nun erscheint offiziell als „Dschinghis Khan“ ein neues „Best of“-Album zum 45-jährigen Bestehen der Band. Dass mittlerweile kein Gründungsmitglied mehr dabei ist und auch in offiziellen Pressetexten oder dem Wikipedia-Artikel alles auf die neue Formation ausgerichtet wurde, scheint Traditionalisten, Nostalgiker und Fans der ersten Stunde ziemlich negativ aufzustoßen, so auch mir. Es stellt sich die Frage, warum man die Formation nicht einfach „The New Dschinghis Khan“ oder „Dschinghis Khan Reloaded“ nennt. 1986 hat es doch auch funktioniert mit der „Dschinghis Khan Family“.
Doch kommen wir nun zur Musik. „Best of: 45 Jahre“ gibt es in zwei Ausführungen, einmal regulär als Doppelalbum und einmal als 4-CD Box mit vielen alten Klassikern. Ich beschränke mich daher ausschließlich auf die neuen Versionen und Songs des „regulären“ Albums.
Viele Neuinterpretationen entpuppen sich relativ zügig als nur mäßig veränderte Originale, an deren Sound kaum gefeilt wurde. Lediglich der Gesang wurde durch die neue Truppe eingespielt und schon hier stellt sich die Frage nach dem „Warum“, denn die Stimmen der Original-Khane (Wolfgang, Edina, Steve) waren deutlich markanter und besser. Dies betrifft z.B. so Klassiker wie „Komm doch heim“ oder „Hadschi Halef Omar“ „Dschinghis Khan“ erinnert mich doch sehr stark an die Neuinterpretation der Version des „7 Leben“-Albums und „Moskau“ ist die bereits bekannte Version, die mit Jay Khan seinerzeit eingespielt wurde. Auch dieser Version fehlt der „Drive“ und Spirit des Originals. Produktionstechnisch wurde meiner Meinung nach nicht viel verändert, teilweise gibt es eine gedoppelte Bassdrum oder eben eine stärkere, das wars dann aber auch schon. Für mich zu wenig, um dem Projekt neue Zielgruppen zu eröffnen. Dass man es anders hätte machen können, beweisen die Remixe. Jener von „Stereoact“ befindet sich auf einem viel zeitgemäßeren Produktionsniveau, mit dem man das ganze Album hätte füllen sollen.
Und so bleiben am Ende vier komplett neue Stücke, denen man zumindest mehr Mut und Innovation zusprechen muss, auch wenn ich mir hier die Frage nach der Zielgruppe stelle. Kann die Band mit „Halloween“ heutzutage Schlagerfestivals bereichern, Clubshows spielen oder in große TV-Shows kommen? Würde es nicht eher irritieren? Zweifelsohne sind die vier Tracks besser produziert und zum Teil auch mit skurrilem Charme ausgestattet, doch andererseits klingen sie für mich recht beliebig, ja sogar austauschbar im Falle von „Unter der Sonne sind wir alle gleich“. Unter den vier neuen Stücken gefällt mir „Männer sind Piraten“ noch am ehesten, denn der Track erinnert doch stark an „Mann und Frau“ vom Album „Rom“ (1980).
Am Ende bleibt für mich erneut eine Enttäuschung, auch wenn der „Kult“ um die Band vermutlich andauern wird, in welcher Form auch immer. Ich denke viele werden weiterhin die alten Klassiker hören oder auf YouTube sehen und sie dürften auch auf den Festen dieses Landes weiterhin gespielt werden. Ob sich irgendwann „Halloween“ dazu gesellt, möchte ich in Frage stellen.
Gespannt bleibe ich trotzdem, ob man die vielen alten Songs für die Compilation noch einmal überarbeitet und neu gemastert hat.